Donnerstag, 03. Mai 2018, 18:00 - 20:00 iCal

Entdeckung der Frömmigkeit in der frühen Neuzeit

Analyse und Interpretation der Medaillen im archäologischen Kontext. Vortrag von Ana Azinovi? Bebek (Zagreb)

Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Hörsaal
Franz Klein Gasse 1, 1190 Wien

Vortrag


Die archäologisch erforschten Friedhöfe ermöglichen uns eine Interpretation der Frömmigkeit in der frühen Neuzeit. Durch die Analyse der Fundstücke aus Gräbern erfahren wir auch etwas Persönliches über die Verstorbenen. Fundstücke wie Schmuck zeigen, ob die Person sich schönmachen wollte; Devotionalien enthüllen uns die bevorzugten Schutzheiligen und Wallfahrtsorte, während die eher seltenen Kleidungstücke uns Schlussfolgerungen über die damalige Mode ermöglichen. Oftmals können wir anhand der Funde auch die bei der Bestattung üblichen Volksbräuche nachvollziehen.

Die bei der archäologischen Erforschung von neuzeitlichen Friedhöfen gefundenen Medaillen eignen sich viel besser für eine Analyse und Interpretation als Medaillen aus Museumssammlungen. Bei den letzteren sind uns meistens weder ihre Herkunft noch der Zusammenhang des Fundstücks bekannt. Bei den Medaillen aus archäologischen Grabungen ist uns die Entstehungszeit vielleicht unbekannt, wir können jedoch die Nutzungsdauer und den sozialen Kontext bestimmen (ob sie von einem Mann oder einer Frau getragen wurden; ob sie einer alten oder jungen Person, einem Reichen oder Armen, einem Priester oder Laien gehörten) und feststellen, welche Medaillen im Grabungsgebiet vorherrschten. Wallfahrtsmedaillen belegen, dass der Mensch der frühen Neuzeit mobil war und sich auf Pilgerfahrten begab. Eine Wallfahrtsmedaille konnte ein Gläubiger auch als Geschenk bekommen, auf einem Jahrmarkt bei fliegenden Händlern kaufen, er musste sich jedoch nicht unbedingt mit allen seinen Medaillen bzw. Andenken an Wallfahrten bestatten lassen.


Veranstalter

Institut für Numismatik und Geldgeschichte


Kontakt

ao. Univ.-Prof. Dr. Hubert Emmerig
Institut für Numismatik und Geldgeschichte
01 4277 40705
hubert.emmerig@univie.ac.at