Mittwoch, 11. Oktober 2017, 18:30 - 20:00 iCal
Geschichte am Mittwoch
Andreas Zajic (Wien): Von Folterkammern und Eisernen Kühen. Die „Folterkammer“ im Bergfried des Schlosses Pöggstall
Hörsaal 45
Universitätsring 1, 1010 Wien
Vortrag
In nicht wenigen Burgen Mitteleuropas werden als Höhepunkt eines mehr oder weniger „interaktiven“ Führungsprogramms nach wie vor angeblich mittelalterliche Folterkammern präsentiert. Während die strafrechtsgeschichtlich-antiquarische Forschung in den letzten Jahrzehnten wiederholt darauf hingewiesen hat, dass etliche der vorgeblich vormodernen Instrumente des Strafvollzugs in Sammlungen und Museen tatsächlich Klitterungen des 19. Jahrhunderts sind, ist das Bewusstsein um die Tatsache, dass auch zahlreiche „mittelalterliche Folterkammern“ in Wahrheit „ritterromantische“ Rauminstallationen des Historismus sind, noch wenig verbreitet. Der Vortrag beschäftigt sich einerseits mit der „Folterkammer“ im Bergfried des Schlosses Pöggstall, derzeit Standort der Niederösterreichischen Landesausstellung 2017 „Alles was Recht ist“, die de facto das Produkt einer unter habsburgischer Herrschaftsverwaltung um 1800 erfolgten Neuinszenierung des Bauwerks darstellt. Andererseits versucht er ein im Inventar derselben Burganlage aus dem Jahr 1548 verzeichnetes potentielles Torturwerkzeug, eine „Eiserne Kuh“, als Reflex einer gelehrten humanistischen Antikenrezeption zu interpretieren.
Zum Vortragenden:
Andreas Zajic ist Privatdozent für Österreichische Geschichte und Historische Hilfswissenschaften am Institut für Geschichte/Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften leitet er die Abteilung Editionsunternehmen und Quellenforschung – MIR. Zur Niederösterreichischen Landesausstellung 2017 kuratierte er zusammen mit Peter Aichinger-Rosenberger die Sonder- und Dauerausstellung „Schloss Pöggstall – zwischen Region und Kaiserhof“ zur Bau-, Funktions- und Nutzungsgeschichte dieser architektonisch innovativen adeligen Residenz europäischen und fürstlichen Zuschnitts.
Veranstalter
Institut für Geschichte
Kontakt
Mag. Dr. Martina FUCHS
Institut für Geschichte
4277 408 01
martina.fuchs@univie.ac.at
Erstellt am Mittwoch, 27. September 2017, 16:19
Letzte Änderung am Donnerstag, 28. September 2017, 09:59