Dienstag, 02. Mai 2017, 18:30 - 20:00 iCal

WISO Abendkolloquium

Christina Antenhofer (Universität Innsbruck): Vormoderne Konsumrevolutionen? Konsumverhalten der Eliten zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit im europäischen Vergleich

Seminarraum WISO 1, Hauptgebäude, Stiege 6, 2. Stock, Zwischengeschoß
Universitätsring 1, 1010 Wien

Vortrag


Während die Herausbildung von Konsumkulturen gemeinhin im London und Paris des 18. Jahrhunderts lokalisiert wurde, forderte Richard A. Goldthwaite 1993 in seinem Buch Wealth and the Demand for Art in Italy, 1300-1600 dazu auf, die Konsumrevolution bereits in der Renaissance zu verorten und zwar in Italien. Die internationale Forschung ist in den letzten zwei Jahrzehnten dieser These gefolgt und hat seither Konsumkulturen insbesondere unter drei Vorzeichen untersucht: Zum einen steht nach wie vor die traditionsreiche Betrachtung der Produktion von Gütern wie deren Handel im Zentrum des Interesses. Hinzugekommen ist zum zweiten ein verstärkter Blick auf die Frage des Konsums der Güter, der sich mit dem von Thorstein Veblen bereits 1899 geprägten Konzept des demonstrativen Konsums verbindet. Drittens ist schließlich als jüngstes Paradigma die Analyse der materiellen Kultur zu konstatieren, die materielle Güter im weitesten Sinn in den Fokus der Forschung rückt.

Goldthwaite formulierte seine These angesichts der Dimensionen, die der Konsum und die materielle Kultur im Italien der Renaissance erreichten. Zu Recht sind von der Forschung mehrere Einschränkungen aufgezeigt worden. Diese betreffen vor allem einerseits die geographische Reichweite und zum anderen das soziale Gefälle des Phänomens. Mit anderen Worten: Wer in welchem Ausmaß am Konsum der Renaissance partizipierte, hing sowohl vom jeweiligen Ort wie von der sozialen Schicht ab. In diesem Vortrag soll am Beispiel des fürstlichen Konsumverhaltens ein europäischer Vergleich gezogen werden, der insbesondere italienische und deutsche Fürstenhöfe miteinander in Beziehung setzt. Anhand von Inventaren und Briefquellen wird dabei überprüft, welche Unterschiede und Parallelen sich sowohl in der Art der konsumierten Güter wie des Konsumverhaltens selbst aufzeigen lassen. Kritisch wird zugleich hinterfragt, inwiefern sich Goldthwaites These einer Konsumrevolution der Renaissance noch vertreten lässt.


Veranstalter

Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte


Kontakt

Johann Karl Kirchknopf
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
+43-1-4277-41336
johann.kirchknopf@univie.ac.at