Mittwoch, 19. Oktober 2016, 17:30 - 19:00 iCal

Die Sammlung Spinner:

Ein Fenster zur Religiosität der japanischen Frühmoderne

Tomoe Steineck (Universität Zürich)

Institut für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens, Seminarraum 1
Apostelgasse 23, 1030 Wien

Vortrag


Der Zürcher Theologe, Pfarrer und Japanmissionar Wilfried Spinner (1854–1918) hinterließ nur wenige Zeilen über seine erst 2012 wiederentdeckte Sammlung: „Minami brachte mir japanische Götterbilder für religionshistorische Studien. Daikoku, der Gott des Glücks soll letzteres wegtragen, wenn man sein Bild weggibt“. So sein Eintrag aus dem Tagebuch vom 24. November 1885 in Tokio. Die im Völkerkundemuseum der Universität Zürich verwahrte Sammlung wurde 2014 erstmals mit einer kleinen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Sie enthält überwiegend als Hängerollen montierte Papieramulette (ofuda) und ikonische Darstellungen von Buddhas, Bodhisattvas und Shint?-Gottheiten (kami), sowie fusionierten Gestalten aus den religiösen Traditionen der Edo- (1603–1868) und Meiji-Zeit (1868–1912). Das schlichte Erscheinungsbild der meist gedruckten Bilder lässt leicht über den hohen intellektuellen Anspruch der Sammlung hinwegsehen. Der Vortrag rekonstruiert die Struktur dieser Sammlung und erläutert, inwiefern sie uns einen einzigartigen Einblick in die Religiosität der japanischen Frühmoderne gewährt.

 

Tomoë I.M. Steineck studierte Ostasiatische Kunstgeschichte, Japanologie und Religionswissenschaft an der Sophia University Tokyo, in Heidelberg und an der SOAS, London. Nach dem Masterabschluss 1999 kuratierte sie unter anderem die Ausstellungen „Japans Schönheit, Japans Seele“ (2002), „Göttliches Alter, Ewige Jugend: N?-Masken der Sammlung Nait?“ (2002), „Tempelschätze des heiligen Berges Daigo-ji - Der Geheime Buddhismus in Japan“ (2008) an der Bundeskunsthalle Bonn, und war am Nationalmuseum Tokyo tätig. Seit 2010 leitet sie die Forschungsarbeit des Projektes „Japanische Buddhistische Objekte in Europäischen Sammlungen“ in Zusammenarbeit mit der Hosei University Tokyo. Gleichzeitig ist sie als Dozentin der Japanologie der Universität Zürich tätig, und war 2014 als Gastkuratorin maßgeblich an der Ausstellung und Publikation der Wilfried-Spinner-Sammlung im Völkerkundemuseum der Universität Zürich beteiligt.


Veranstalter

Institut für Ostasienwissenschaften/Japanologie, Institut für Kultur- und Geistesgeschichte der ÖAW und AAJ (Akademischer Arbeitskreis Japan)


Kontakt

Mag. Angela Kramer
Universität Wien
Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie
4277-43801
angela.kramer@univie.ac.at