Freitag, 17. Juni 2016, 14:00 - 16:00 iCal

Events & Edutainment

Schöne neue Bildungswelten?

Konferenzraum IPW (A222), NIG, 2. Stock
Universitätsstraße 7, 1010 Wien

Vortrag


Auf vielfache Weise sind Praxis und Theorie der Bildung schon immer mit zeitgenössischen Öffentlichkeiten der Gesellschaft verwoben. Doch heute bestehen besonders starke Anlässe, über das Verhältnis von Öffentlichkeit und Bildung nachzudenken, nicht nur, weil Moden und Methoden von Entertainment und Marketing fast widerstandslos in Schulen und Bildungsveranstaltungen einziehen. Vor allem scheinen die digitale und die neoliberale Revolution einen erneuten Strukturwandel der Öffentlichkeit herbeizuführen, der diesmal eine besonders kritische Aufmerksamkeit von Politikwissenschaft, politischer Bildung und Pädagogik verdient. Nach einem Blick auf die Bedeutung von Öffentlichkeit für Politik und Bildung in der europäischen Moderne wird der Vortrag fragen, welche Folgen eine stillschweigende Preisgabe von Konsistenz-Erfordernissen für gesellschaftliche Diskurse und für Lernprozesse hat. Die schiere Gegenwärtigkeit, die in eventförmiger Öffentlichkeit herrscht, scheint den Rückgriff auf Geschichte und Entwicklung überflüssig zu machen und damit eine Dimension der Reflexion zu suspendieren, deren gehaltvolle Lernprozesse ebenso bedürfen wie diskursive Selbstvergewisserungen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Im politischen Handeln der Gegenwart, zu Recht als postdemokratisch bezeichnet, lassen sich zahlreiche Beispiele der Selbstfreistellung von Konsistenzprüfungen finden, etwa im Politikstil der alternativlosen Gelegenheiten, wie ihn die deutsche Bundeskanzlerin pflegt. Abschließend werden die Folgen erörtert, die der Wandel der öffentlichen Kommunikationsverhältnisse auf allen Feldern zu haben scheint, auf denen sich Einsichten und Überzeugungen diskursiv, d. h. durch Prüfung von Geltungsgründen, bilden. Wird nämlich die Prüfung auf nachvollziehbare Zusammenhänge durch die Wucht behaupteter situativer Evidenz verdrängt, werden Öffentlichkeiten und Lernende eher in einen Modus der Folgebereitschaft als der Autonomie versetzt.


Veranstalter

Institut für Politikwissenschaft


Kontakt

Johannes Starkbaum
Universität Wien
Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien
+ 43 1 4277
johannes.starkbaum@univie.ac.at