Donnerstag, 28. Juni 2018, 18:30 - 20:00 iCal

Aufstieg und Fall der Yakuza

Metamorphosen der japanischen Unterwelt

Wolfgang Herbert (Universität Tokushima)

Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie, Seminarraum JAP 1
UniversitätsCampus Hof 2, Eingang 2.4, Spitalgasse 2, 1090 Wien

Vortrag


Seit dem Erlass und der Implementierung des Gesetzes zur “Prävention rechtswidriger Handlungen durch Mitglieder gewalttätiger Gruppen” im Jahre 1992 hat sich die Strafverfolgung der Yakuza zunehmend verschärft. Mit laufenden Revisionen und Addenda wird das Gesetz an neue Entwick-lungen adaptiert und nun auch durch regionale Verordnungen flankiert, die dem Staatsbürger prak-tisch jeden Kontakt mit Yakuza untersagen. Diese Isolationsstrategie hat dazu geführt, dass ihre lukrativen Einnahmequellen aus Schutzgeldinkasso, Teilnahme an öffentlichen Bauvorhaben und Subkontraktierung, Immobilien- und Aktienhandel, Versicherungsbetrug, Schadenersatzforderun-gen, Schutzgeldeintreiben, Kreditvergabe, Firmengründungen oder Geschäftsführung etc . trocken-gelegt werden. In innovativen Kriminalitätsformen im Internet sind junge, nihilistische, profitgierige und nur lose und in Kleingruppen organisierte Delinquente tätig, die mittlerweilen die Yakuza auch aus ihrem traditionellen Terrain (Glücksspiel, Sexindustrie, Drogenhandel) verdrängen. Sie - und nicht die Yakuza - sind es im weiteren, die die rezent rasant zunehmenden Betrugsdelikte verüben, bei denen betuchte Betagte unter Vorspiegelung falscher Identitäten zur Überweisung hoher Geld-summen (furikome sagi) veranlasst werden.

Die Yakuza hat an Glamour und Attraktivität verloren und leidet unter extemem Rekrutenmangel. Am anderen Ende zeigt sich eine eklatante Überalterung: um die zwei Fünftel ihrer Mitglieder sind über fünfzig Jahre alt. Der Referent versucht zu skizzieren, ob sich das ereignen wird, was der Titel des jüngsten Buches (Tokuma shoten 2017) des ehemaligen Rechtsberaters (Yamanouchi Yukio) des größten Syndikats, der inzwischen in drei Gruppen aufgesplitterten Yamaguchi-gumi, sugge-riert: Nihon Yakuza “zetsumetsu no hi”: “Der Tag, an dem die japanische Yakuza ausstirbt.”

Dr. Wolfgang Herbert, Studium der Philosophie, Religionswissenschaften und im Hauptfach Japanologie an der Universität Wien, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaften an der Universität Tokushima. Zum Thema das Buch: Herbert, Wolfgang und Dirk Dabrunz: Japans Unterwelt. Reisen in das Reich der Yakuza. Berlin: Reimer 2017


Veranstalter

Institut für Ostasienwissenschaften/Japanologie und AAJ (Akademischer Arbeitskreis Japan)


Kontakt

Mag. Angela Kramer
Universität Wien
Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie
4277-43801
angela.kramer@univie.ac.at