Donnerstag, 27. April 2017, 18:00 - 20:00 iCal

Nicht-menschliche Musik?

Untersuchungen zur Essenzialisierung von Musik als menschliches Handeln

Institut für Musikwissenschaft, HS 1
Spitalgasse 5, Hof 9, 1090 Wien

Antrittsvorlesung, Public Lecture


Bernd Brabec de Mori ist im Sommersemester 2017 Gastprofessor für Ethnomusikologie an der Universität Wien. Seine Hauptforschungsgebiete sind Musik im amazonischen Tiefland; Musik, Ritual und Heilung; Klangwahrnehmung und eben: non-human agency in sound.

 

Nach einer bekannten Definition aus der Ethnomusikologie wird Musik als „humanly organized sound“ (John Blacking) bezeichnet. Naturgemäß folgten auf diesen Vorschlag Kritiken und Widersprüche, die sich aber hauptsächlich auf die Frage von Organisiertheit (wäre Sprache demnach nicht auch Musik?) bezogen, und kaum auf die Beschränkung auf das Menschliche. Allerdings gibt es verschiedene Theorien aus der Zoomusikologie – und gar einer Phytomusikologie oder einer Astromusikologie? –, die die Produktion (und teilweise auch Rezeption) von Musik durchaus auch außerhalb des Menschlichen im Sinne von homo sapiens ansiedeln.

Im Vortrag werde ich einen großen Querschnitt verschiedener Herangehensweisen an nicht-menschliche Handlungskompetenz präsentieren, von Tieren und Pflanzen über Technologien (Instrumente, Algorithmen) und emergente Phänomene im musikalischen Klingen, bis hin zum Verständnis von Musikproduktion in indigenen Gemeinschaften: Viele Musikethnographien (beispielsweise der Suyá von Anthony Seeger, Bild) zeigen uns, dass oftmals Tiere, Götter oder Geister als wahre Quelle der Musik verstanden werden, und Menschen würden diese nur imitieren.

Zuletzt werde ich diese verschiedenen Herangehensweisen im Lichte eines ontologischen Pluralismus (nach Philippe Descola) gegenüberstellen und zurückkehren zu John Blackings Definition: wenn Musik essenziell menschlich ist, dann müssen wir unser Verständnis von dem was menschlich ist hinterfragen.


Veranstalter

Institut für Musikwissenschaft


Kontakt

Bernd Brabec de Mori
Institut für Musikwissenschaft
01 4277 9808499
bernd.walter.brabec.de.mori@univie.ac.at