Mittwoch, 22. März 2017, 18:30 - 20:00 iCal
Geschichte am Mittwoch - Geschichte im Dialog
Stephan F. Mai (Wien): „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie…?“ Das frühneuzeitliche
Völkerrecht im Spannungsfeld von Theorie und Praxis
HS 45
Universtitätsring 1, 1010 Wien
Vortrag
Es ist der Stoff für einen Roman: Der Diplomat Abraham de Wicquefort (1606–1682) soll im Alter von 79 Jahren aus seinem Gefängnis in Den Haag ausgebrochen sein, und zwar in den Kleidern seiner Tochter. Am Celler Hof, wo er Zuflucht fand, verfasste Wicquefort daraufhin die zwei Bände des „Ambassadeur et ses Fonctions“ (1681/82), dann verstarb er und wurde in der dortigen Stadtkirche beigesetzt. Bis heute gilt der „Ambassadeur“ als wichtiges völkerrechtliches Werk. Doch was können wir aus den Schriften Wicqueforts über die frühneuzeitliche Diplomatie erfahren?
Die kulturelle Wende führte zu neuen Perspektiven in der Diplomatiegeschichte. Die Forschung widmet sich seit einiger Zeit verstärkt den diplomatischen Akteuren und ihren sozialen Netzwerken. Auch die symbolische Kommunikation wird am Beispiel des Zeremoniells erforscht. Bisher wenig Beachtung erfuhr jedoch das Völkerrecht. Am Beispiel eines Sonderfalls – der diplomatischen Immunität des Gesandten – soll im Vortrag die Bedeutung des Völkerrechts dargestellt werden: Das Völkerrecht schützt den Gesandten vor gewaltsamen Übergriffen, legitimiert sein Handeln und begrenzt es normativ.
Dass die akteurszentrierte Perspektive für die Völkerrechtsgeschichte neue Erkenntnis bietet, soll am Leben und am Werk Wicqueforts beleuchtet werden: Wie beeinflusste biographische Erfahrung das Völkerrecht, und wie sollten wir konsequenterweise das Zusammenspiel völkerrechtlicher Theorie und Praxis denken?
Zum Vortagenden:
Stephan F. Mai ist seit 2015 Praedoc-Universitätsassistent am Institut für Geschichte der Universität Wien. Er studierte an der Universität Heidelberg Geschichte und Romanistik. In seinem Dissertationsprojekt „Immunität! Biographische Erfahrung und diplomatische Theoriebildung bei Abraham de Wicquefort (1606–1682)“ widmet er sich seit 2014 einem Teilaspekt der Völkerrechtsgeschichte, namentlich der diplomatischen Immunität.
Veranstalter
Kontakt
Mag. Dr. Martina FUCHS
Institut für Geschichte
4277 408 01
martina.fuchs@univie.ac.at
Erstellt am Dienstag, 21. Februar 2017, 13:31
Letzte Änderung am Montag, 27. Februar 2017, 11:06