Donnerstag, 16. Juni 2016, 18:00 - 20:00 iCal

Medienumbrüche und Kalter Krieg

Die Fernsehberichterstattung vom Eichmann-Prozess

Raum UZA 2H 467, Institut für tfm
Althanstraße 14, 1090 Wien

Vortrag


Als das Verfahren gegen Adolf Eichmann im April 1961 eröffnet wurde, befanden sich vier Fernsehkameras im Jerusalemer Gerichtssaal. Der Zulassung dieser Kameras, mit denen der gesamte Prozess auf Magnetband dokumentiert wurde, gingen lange Verhandlungen voraus, die schließlich zur ersten Fernsehübertragung eines juristischen Prozesses führten. In Nachrichtenbeiträgen oder Sondersendungen berichtete das Fernsehen in zahlreichen Ländern über den Prozess.

Der Vortrag erläutert die mediale Strukturierung des Gerichtssaals, positioniert das Medienereignis in der sich stark verändernden Medienlandschaft der frühen 1960er Jahre und nimmt die Berichterstattung im ost- und westdeutschen Fernsehen näher in den Blick. Während sich der Norddeutsche Rundfunk (NDR) in 36 Sondersendungen mit dem Titel EINE EPOCHE VOR GERICHT ausführlich mit dem Prozess beschäftigte, nutzte die DDR ihn, um den bundesdeutschen Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit zu kritisieren. Der Eichmann-Prozess war somit ein Einsatzfeld im sich zuspitzenden Kalten Krieg, wovon die Fernsehbeiträge deutlich Zeugnis ablegen.

 

Ein Vortrag von Judith Keilbach


Veranstalter

Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft


Kontakt

Stefan Sulzenbacher

+43-1-4277-44301
stefan.sulzenbacher@univie.ac.at